Jahr: 2003

„Musicals für Genießer“ – ein Genuss für Auge und Ohr

Projektchor des Sängerbundes „Die SchwetSingers“ landet mit seinem ersten Konzert gleich tollen Erfolg / Originelle Kostüme

Was sich am Freitagabend im Lutherhaus auf dem Gebiet der konzertanten Muse abspielte, welche beachtlichen Leistungen der unter der Leitung von Elena Spitzner stehende Projektchor des Schwetzinger Sängerbundes „Die SchwetSingers“ im von zahlreichen Besuchern besetzten Saal zeigte, das hatten wohl nur die wenigsten erwartet. Es war ein Erlebnis, bei dem das Gefühl aufkam, in die grossen Pariser oder New Yorker Show-Stätten versetzt worden zu sein.

Der rund 30 Mitglieder starke Projektchor hat die Nachfolge des einst zum Sängerbund gehörenden und im vergangenen Jahr aufgelösten Jungen Chores angetreten. Er könnte fast als gemischter Chor bezeichnet werden, denn es sind nur zwei Männer dabei, was der Qualität dieser Singgemeinschaft jedoch keinen Abbruch tut. Die Chorleiterin, die in ihrer russischen Heimat wie auch nach ihrer Hochzeit in Deutschland an der Mannheimer Musikhochschule studiert hat und als Lehrerin für Gesang, Klavier und musikalische Früherziehung vor allem für Kinder an der VHS-Musikschule tätig ist, hatte sich keine leichte Aufgabe gestellt, als sie im September vergangenen Jahres mit der Schulung des Projektchores begann.

Dabei ging es Elena Spitzner nicht nur um eine anspruchsvolle Stimmbildung des Ensembles, sie wollte eine Gesangsgruppe schaffen, die mit besonderen choreografischen und mimischen Effekten den Rahmen der bisherigen Vorstellungen über Gesang-Shows in unserer Region sprengte, wobei sie auch grossen Wert auf die optische Wirkung legt. Und das ist glänzend gelungen.

Ein Beweis dafür war bereits der erste Auftritt mit dem „Willkommen“ aus dem Musical „Cabaret“. Die Gruppe ganz in Schwarz gekleidet, mit Zylinder und mit weissen Handschuhen versehen, kam winkend auf die Bühne, ganz locker und unverkrampft, es war ein Vergnügen. Nicht anders war der Eindruck bei den vielen folgenden Darbietungen. Bei Melodien aus dem Musical „Tanz der Vampire“ präsentierte sich das Ensemble als Vampire und bei einer zu dem Stück gehörenden urwüchsigen Wirtshausszene als „Knoblauch“. Sehr eindrucksvoll der Ausschnitt aus dem Musical „König der Löwen“, in dem die Akteure riesige tolle Tierköpfe trugen, die von Sängerin Kristina Lederich angefertigt worden waren.

Nicht nur Melodien weiterer Musicals, wie das „Summertime“ aus „Porgy und Bess“ und das „Someone to watch over me“ aus „Oh kay“ standen auf dem Programm. Bekannte Oldies, wie „Wir machen Musik“ oder der Titelsong aus dem gleichnamigen Film „Fame“ rundeten den Gesangsreigen ebenso trefflich ab wie das innige „Ich werde dich nie vergessen“. Bei der Darbietung dieses in russischer Sprache vorgetragenen Liedes bewies Elena Spitzner erneut, dass sie auch eine ausgezeichnete Sopranistin ist, die gemeinsam mit den aus der Ukraine und Russland kommenden Sängerinnen und zur Zeit in Deutschland als Au-pair-Mädchen arbeitenden Anna Voytiuk und Swetlana Rudyenko den Part eines wohlklingenden Solisten-Trios übernahm. Besonders starken Beifall erhielt Anna Voytiuk, die mit ihrer schönen Stimme auch bei zwei weiteren Auftritten überraschte. Überzeugende Qualitäten als Solistin zeigten bei anderen Liedern auch Kristina Lederich, Thilo Dörfler, Petra Pfister, Julia Rivas und Michael Scherer, die dem Projektchor angehören.

Ein anderer Abschnitt war den Jüngsten gewidmet, so den Teenies des Sängerbundes, die das „Greased Lightin“ aus dem Musikfilm „Grease“ darboten und schliesslich einer kleinen Gruppe aus dem Kinderchor, die das zum Musical „König der Löwen“ gehörende Lied „Ich will jetzt gleich König sein“ putzig zum Besten gab. Gleichfalls eine Prachtvorstellung war zum Schluss ein mehrteiliger Ausschnitt aus dem Musical „Human Pacific“, ein stark beeindruckendes antikes Heldenepos, das gleichfalls ähnlich wie Verdis „Nabucco“ die Sängerschar in besonderer Kleidung auftreten liess, hier in deutschen Soldatenuniformen. Die Wirkung dieser und der vorgegangenen Darbietungen zeigte sich in dem stürmischen Beifall eines begeisterten Publikums.

Sehr gut auch der Eindruck von Charlotte Johansen, die gekonnt mit einleitenden Worten durch das Programm führte und dem Programmniveau ebenso gut angepasst die vierköpfige Band mit Peter Schnur (Keyboard), Stefan Butz (Gitarre), Thomas Bugert (E-Bass) und Tobias Nessel (Percussion). Ohne Zugabe kam der Projektchor nicht davon: Mit dem „Knoblauch“-Lied und dem „All ye powers“ aus dem Musical „Human Pacific“ zog er den endgültigen Schlussstrich unter eine rundum geglückten Premiere des „Musicals für Genießer“.

© Schwetzinger Zeitung, PP, 07. Juli 2003